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PM 25.03.2024: Zur Zukunft der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie – ein Berufsbild wandelt sich

PM 25.03.2024 Zur Zukunft der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie - ein Berufsbild wandelt sich

Zur Zukunft der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie - ein Berufsbild wandelt sich

Die diesjährige Vorstandsklausur am 23. März 2024, des Bundesverbandes für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie e.V. (bkj) fokussiert die Entwicklung des Berufsbildes und mögliche Veränderungen. Der Weg zur Erlangung der Approbation führt über das Studium der Psychotherapie. Die sich an den Master anschließende Weiterbildung ermöglicht die Qualifikation als Fachpsychotherapeut*in für Kinder und Jugendliche.

Im Kontext der Diskussion über die Psychotherapiestudiengänge an den Universitäten hat der bkj immer wieder auf einige Aspekte hingewiesen:

  • Zum einen bedarf es einer Verfahrensvielfalt, um für die Patient*innen passgenaue Angebote bereitzustellen. Das überproportional häufig vertretene Verfahren der Verhaltenstherapie an den Lehrstühlen birgt die Gefahr einer einseitigen Ausrichtung.

Die Gebietsweiterbildung für Kinder und Jugendlichenpsychotherapie muss gleichermaßen für alle Richtlinienverfahren sichergestellt werden: Analytische Psychotherapie (AP), Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP), Verhaltenstherapie (VT), Systemische Therapie (ST).

  • Zum anderen sind Qualitätseinbußen in der Weiterbildung zu befürchten, wenn Kompetenzen der bisher auch in (Sozial-) Pädagogik und Sozialer Arbeit akademisch ausgebildeten Kinder- und  Jugendlichenpsychotherapeut*innen nur unzureichende Berücksichtigung finden.

„Die Behandlung und Begleitung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen und belastete Familiensysteme benötigen zusätzlich ein fundiertes Wissen über die Strukturen der Jugendhilfe, die Zusammenarbeit mit den Bildungseinrichtungen und letztlich ein qualifiziertes Casemanagement.“ fordert Stephan Osten, Mitglied des Vorstandes des bkj.

Daher erwarten wir, innerhalb der Weiterbildung in Fachpsychotherapie für Kinder und Jugendliche folgende Lehrinhalte qualifiziert zu integrieren und mit Praxisbezug zu festigen:

  • Struktur und gesetzliche Grundlagen des SGB VIII (Jugendamt, ASD, Jugendhilfemaßnahmen)
  • Zusammenarbeit mit den staatlich anerkannten Erziehungs- und Familienberatungsstellen
  • Kenntnisse über Familiengerichtshilfe, Familiengerichte (insb. bzgl. hoch strittiger Eltern) und Gutachterverfahren
  • Schnittstellen zur Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen - SGB IX (Autismusambulanzen etc.)
  • Wissen über unterstützende Angebote der Ergotherapie, Logopädie, Psychomotorik und Motologie

Wenn das Berufsbild der Fachpsychotherapeut* innen für Kinder und Jugendliche attraktiv sein soll, müssen darüber hinaus die Mehrbedarfe für Therapie- und Spielmaterial, bewegungsermöglichende Raumkapazitäten ausreichend honoriert werden und Vernetzungsarbeit abgerechnet werden kann. Gerade die Altersspanne von 0-21 Jahren erfordert eine Vielzahl an therapeutischen Strategien und Materialien, denn „Das Spiel ist die Sprache des Kindes." Jedes Altersfenster entwickelt seine eigene Dynamik und bedarf individueller Behandlungsplanung.

„Auch wenn es in den kommenden Jahren weiterhin viele gut qualifizierte approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen nach dem alten Ausbildungsmodell der PiA‘s geben wird, müssen wir schon heute an die Zukunft der Versorgung für die nächsten Generationen denken," fasst die Vorsitzende Dr. Inés Brock-Harder die Diskussion auf der Vorstandsklausur zusammen.