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PM 21.05.2025 zum Bericht der Regierungskommission „Pandemievorsorge“//Psychologische und psychotherapeutische Expertise einbeziehen – Kinder und Jugendliche nicht vergessen…“

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Pressemitteilung

Psychologische und psychotherapeutische Expertise einbeziehen – Kinder und Jugendliche nicht vergessen – Es ist überfällig, die Corona-Pandemie bundesweit aufzuarbeiten

Die Regierungskommission „Pandemievorsorge“ des Landes Sachsen-Anhalt hat am 20. Mai 2025 dem Kabinett ihren Abschlussbericht mit 75 fachbezogenen Handlungsempfehlungen vorgelegt. Auch wenn die Kommission unabhängig von Regierung und Parteien arbeitete, bleibt kritisch festzuhalten: Die Leistungserbringer*innen der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, der Kinder- und Jugendmedizin, der Jugendhilfe sowie der Kindertagesbetreuung wurden in der personellen Besetzung der Kommission nicht abgebildet – trotz der nachweislich besonders starken Betroffenheit dieser Gruppen während der Pandemie. „Dennoch ist das Bundesland Sachsen-Anhalt hier vorangegangen und setzt ein wichtiges Zeichen in Richtung Bundesregierung, um Fehler und strategische Fehlentscheidungen aufzuarbeiten“, betont die in Halle (Saale) lebende Bundesvorsitzende des bkj, Dr. Inés Brock-Harder.

Studien zur Lebenszufriedenheit von Schüler*innen, zur Eltern-Kind-Beziehung sowie zur psychischen Gesundheit Heranwachsender wurden nicht berücksichtigt, da kein expliziter Landesbezug hergestellt werden konnte. Die eingeschränkte Versorgung psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher sowie die teilweise überforderte Jugendhilfe, die in vielen Fällen Kindeswohlgefährdungen nicht erkennen oder adäquat darauf reagieren konnte, sind bedauerlicherweise keine Schwerpunkte des Berichts.

Strukturelle Defizite wurden benannt – aber nicht bearbeitet

Der Bericht stellt jedoch klar fest, dass Kinder und Jugendliche „eine der besonders betroffenen Gruppen“ waren und ihre psychische Gesundheit erheblich unter den pandemiebedingten Maßnahmen gelitten hat. Die psychosoziale Versorgung war bereits vor der Pandemie unzureichend – insbesondere im ländlichen Raum – und konnte dem erhöhten Bedarf während der Krisenzeit nicht gerecht werden. Schulpsychologische und sozialpädagogische Angebote waren vielfach überlastet oder nur punktuell verfügbar.

Kommission fordert Ausbau präventiver Strukturen

Positiv hervorzuheben ist, dass die Kommission einen deutlichen Ausbau präventiver Strukturen empfiehlt. Dazu zählen niedrigschwellige Angebote der psychosozialen Beratung und Unterstützung in Schulen, Kitas und Jugendhilfeeinrichtungen sowie die flächendeckende Stärkung von Schulpsychologie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Zudem wird gefordert, Kenntnisse zur Pandemiebewältigung dauerhaft in schulische und berufliche Bildung zu integrieren.

Kinder und Jugendliche beteiligen – jetzt!

Die Kommission kritisiert darüber hinaus die unzureichende Beteiligung betroffener Zielgruppen während der Pandemie. Sie empfiehlt, Kinder und Jugendliche künftig systematisch und strukturell in politische Entscheidungsprozesse einzubeziehen – nicht nur retrospektiv, sondern als dauerhaften demokratischen Standard. „Die seelischen Auswirkungen der Pandemie sind bei vielen Kindern und Jugendlichen bis heute spürbar – dieses biografisch einschneidende Erlebnis wird lebenslang nachwirken. Die Aufarbeitung darf sich nicht allein darauf konzentrieren, zukünftige Pandemielagen besser zu bewältigen. Wir müssen jetzt die psychische Gesundheit der gegenwärtigen Generation von Heranwachsenden stärken. Das muss ein zentraler Fokus weiterer Aufarbeitung sein“, fordert der bkj von der Bundesregierung und insbesondere von der neuen Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

Für Rückfragen:

Dr. Inés Brock-Harder                                      Stephan Osten, M.Sc.Psych.

brock-harder@bkj-ev.de                                  osten@bkj-ev.de

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