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PM 14.03.2025 Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie – Kinder und Jugendliche nach wie vor belastet

Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie_Kinder und Jugendliche nach wie vor belastet

Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie  - Kinder und Jugendliche nach wie vor belastet und unterversorgt

Auch jetzt noch spüren wir Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen bei vielen unserer Patient*innen die Nachwirkungen der Corona-Pandemie verbunden mit einer erheblich gestiegenen Anzahl psychisch erkrankter junger Menschen. Erste belastbare Daten hierzu liegen vor. Wir begrüßen jedoch jede Initiative, die die Maßnahmen und Auswirkungen auf Heranwachsende analysiert und mit einer Haltung der Fehlerfreundlichkeit aufarbeitet. „Wir sind es dieser Generation schuldig, wenigstens zuzugeben, dass Fehler gemacht worden sind. Wir fordern das Einsetzen einer Enquete-Kommission im neuen Bundestag.“ sagt Vorsitzende Dr. Inés Brock-Harder dazu.

Insbesondere Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren haben einen wichtigen Teil ihrer adoleszenten Sozialisation nicht so erleben können, wie es für sie entwicklungsentsprechend gewesen wäre. 240 Tage geschlossene Schulen, Homeschooling ohne ausreichende Betreuung und Vorbereitung und das Eingeschlossensein in den Lock-Downs hat insbesondere Jugendliche in beengten Wohnverhältnissen und sozioökonomisch schwierigen Verhältnissen getroffen. Psychische Erkrankungen sind extrem angestiegen - aber noch immer nicht auf dem Niveau vor der Pandemie. Jedes fünfte Kind ist noch immer psychisch belastet (Copsy-Studie). Depressionen und Angststörungen steigen weiter an und ein Ende des Anstiegs ist in den Versorgungsstrukturen für Kinder und Jugendliche noch nicht absehbar. Wir brauchen endlich die bessere psychotherapeutische Versorgung mit einer eigenen Bedarfsplanung für Kinder und Jugendliche, die bereits 2023 auf dem Psychotherapeutentag vom Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach versprochen wurde.

Biographien sind gezeichnet von den Entsagungen, die durch fehlende reale soziale Kontakte in der Peergroup entstanden sind. Sport in Vereinen, Kulturveranstaltungen (Konzerte, Partys), die zum Jungsein dazu gehören, konnten nicht stattfinden. All diese und weitere Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit standen monatelang nicht zur Verfügung. Auch die Eltern oder Bezugspersonensysteme waren vielfach überlastet, was einen nicht unerheblichen Beitrag zur anhaltenden Destabilisierung der Gesundheit junger Menschen leistet.

„Nun ist es endlich an der Zeit, auch den Sozialwissenschaften wie der Psychologie, Soziologie, Pädagogik sowie der Gesundheitswissenschaft zuzuhören, gerade weil man ihnen während der Planung der Maßnahmen in der Pandemie-Zeit nicht gefolgt ist. Zudem müssen die Bedarfsplanung für ambulante Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und dessen aufwandsgerechter Entlohnung der Arbeit in komplexen Familien- und Institutionsgeflechten, die auskömmliche Mittelsicherung der Kinder- und Jugendpsychiatrien sowie die Finanzierung der Weiterbildung für Psychotherapeut*innen zeitnah umgesetzt werden. Viele Psychotherapeut*innen werden in den kommenden Jahren in Rente gehen. Dann kommt das nächste Versorgungsproblem auf uns zu.“ mahnt der stellv. Vorsitzende Stephan Osten im Namen des bkj.

Für Rückfragen: Frau Dr. Inés Brock-Harder, mobil 0049 (0) 170 36 32 36 5, Herr M.Sc.Psych. Stephan Osten, osten@bkj-ev.de