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PM 11.07.2023 Häusliche Gewalt trifft auch Kinder!

PM 11.07.2023 Häusliche Gewalt trifft auch Kinder

Häusliche Gewalt trifft auch die Kinder!

Anlässlich der stark gestiegenen Fälle von Häuslicher Gewalt (Studie BKA 2023) muss aus Sicht der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen unbedingt auch die Lage der davon mitbetroffenen Kinder und Jugendlichen ins Auge genommen werden. Bei 432 Fällen pro Tag kann davon ausgegangen werden, dass auch ca. 600 Kinder mitbetroffen sind.

„Selbst wenn körperliche Gewalt der Eltern nicht direkt gegen die Kinder ausgeübt wird, erleben Kinder die Gewalt zwischen den Eltern als beängstigend, was die Kinder traumatisieren kann, mit erheblichen Folgen für ihre psychosoziale und auch kognitive Entwicklung. Insbesondere kleine Kinder hätten häufiger Regulationsprobleme beim Schlafen oder Essen und würden oft über psychosomatische Beschwerden (Bauchweh oder Kopfschmerzen) klagen.“ betont die Vorsitzende Dr. Inés Brock-Harder.

Miterlebte Partnergewalt bei Kindern macht Verhaltensprobleme wahrscheinlicher, da diese Kinder weniger innere Ressourcen aufbauen können und daher weniger in der Lage sind, spätere Belastungen und Herausforderungen gut zu bewältigen. Es gibt zwei Risikopfade, wobei einer davon die Lernbereitschaft und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder betrifft, so dass Rückstände in der kognitiven Entwicklung der Kinder die Folge sein können („kognitiv-schulischer Risikopfad“). Der zweite Pfad betrifft die Beeinträchtigung der sozialen Entwicklung, also die Frage des Gelingens des Aufbaus von Gleichaltrigenbeziehungen. Untersuchungen ergaben bei betroffenen Kindern Einschränkungen, negative Gefühle wahrzunehmen und angemessen ausdrücken zu können sowie Defizite in der Fähigkeit zur konstruktiven Konfliktbewältigung.

Marion Schwarz, stellv. Vorsitzende des bkj weist darauf hin, „dass erlebte häusliche Gewalt zwischen Eltern in der heutigen Forschung zur Kategorie der Kindesmisshandlungen zählt, da sich diese deutlich belastend auf das kindliche Erleben auswirke. Zu erleben, nicht ausreichend vor solchen Erlebnissen geschützt zu werden, verhindere die Erfahrung, sich vertrauensvoll auf andere Beziehungen einlassen zu können und einen stabilen Selbstwert aufzubauen.“

Daher sei das soziale Umfeld wie Freunde, Kindergarten und Schule aufgerufen, solche Umstände in Familien nicht einfach hinzunehmen, sondern den Kindern Hilfe und Unterstützung anzubieten oder auch ggf. das Jugendamt zu informieren. Dies könne man auch anonym machen, was es u.U. einfacher mache, sich für die Kinder einzusetzen.

Für Rückfragen:           Marion Schwarz (stellv. Vorsitzende bkj); mobil: 0171 - 26 01 90 3