PM 10.06.2025 zum Thema Verbot von „Social Media“ für unter 16-Jährige? – Ein gesellschaftlicher Konsens ist notwendig
PM 20250610 Social Media Verbot
Pressemitteilung
Verbot von „Social Media“ für unter 16-Jährige? – Ein gesellschaftlicher Konsens ist notwendig
Der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein Daniel Günther fordert: Soziale Medien erst ab 16 Jahren! Unterstützung erhält er dabei von der Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend Karin Prien. Dieser wichtige und richtige Impuls darf jedoch nicht isoliert betrachtet werden – es erfordert eine breite gesellschaftliche Debatte, die vor allem auch junge Menschen selbst mit einbezieht.
„In unserer psychotherapeutischen Praxis beobachten wir immer wieder, dass besonders psychisch labile Kinder und Jugendliche dazu neigen, stundenlang in sozialen Medien zu versinken. Dies geht häufig unter anderem mit Schlafstörungen, sozialem Rückzugsverhalten und verstärkten Ängsten einher. Auch Phänomene wie Cybermobbing oder der Druck zur Selbstoptimierung nehmen durch die exzessive Nutzung zu. Viele Kinder werden zudem viel zu früh mit nicht altersgerechten Inhalten konfrontiert – und viele Eltern sind mit der Regulierung schlicht überfordert. Hinzu kommt, dass soziale Medien über ihre Algorithmen Inhalte verstärken können, die emotional aufwühlen – ein Risiko vor allem für psychisch belastete junge Menschen“, warnt Dr. Inés Brock-Harder, Vorsitzende des Bundesverbands für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (bkj).
Ein erster Schritt könnte ein Verbot der privaten Nutzung des Mobiltelefons während der Schulzeit sein. Studien zeigen, dass dies im Ergebnis die Konzentration fördert und soziale Kompetenzen stärkt. Fachleute empfehlen zudem, den Zugang zum Internet über das Smartphone frühestens ab 12 Jahren, besser erst ab 14 Jahren zu ermöglichen.
„Gleichzeitig erfüllen soziale Medien bei jungen Menschen wichtige Bedürfnisse – etwa nach Anerkennung, sozialem Kontakt und Zugehörigkeit. Deshalb kann ein generelles Verbot nicht über ihre Köpfe hinweg beschlossen werden. Auch die digitale Welt ist ein fester Bestandteil unseres Alltags. Wir können junge Menschen nicht aussperren und einen neuen Raum für Erlebnis und Entwicklung in eine Lebensphase verlagern, in der sicherer Umgang mit Internet und sozialen Netzwerken dringend notwendig sind. Es braucht einen Dialog mit den jungen Menschen, um Akzeptanz und Verständnis zu fördern“, betont Stephan Osten, stellvertretender Vorsitzender des bkj.
Nicht allein die Eltern tragen hier Verantwortung. Auch das Bildungssystem muss aktiver werden – durch verbindliche (pädagogische) Konzepte und Präventionsprogramme an Schulen und durch die konsequente Förderung aller Dimensionen von Medienkompetenz – auch bei Erwachsenen. Nur gemeinsam kann es gelingen, junge Menschen im digitalen Raum zu stärken und auch besser zu schützen.
Für Rückfragen:
Dr. Inés Brock-Harder Stephan Osten, M.Sc.Psych.
brock-harder@bkj-ev.de osten@bkj-ev.de
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