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PM 30.08.2023 Kinderarmut ist eine Gesundheitsgefährdung

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Kinderarmut ist eine Gesundheitsgefährdung - Zur Kompromisslösung der Bundesregierung über die Kindergrundsicherung - Der vorgestellte Kompromiss zur Kindergrundsicherung kann in dieser Form das Problem der Kinderarmut in Deutschland nicht wirklich lösen. Wir als Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (bkj) möchten darauf aufmerksam machen, dass Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, auch häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Nimmt man diesen Zusammenhang zwischen Kinderarmut und den höheren Gesundheitsrisiken armer Kinder in den Blick, ist der gefundene Ansatz einer sog. Kindergrundsicherung, die Familien dennoch nicht dauerhaft aus armen Lebensverhältnissen holt, eine vertane Chance. Folgekosten im Gesundheitswesen und eben auch in der Jugendhilfe werden damit nicht zu vermeiden sein.

Seit langem ist bekannt, dass finanzielle Investitionen in der Kindheit lebenslang positive Auswirkungen haben – im Bildungserfolg und im weiteren Berufsleben, aber eben auch im Bereich der seelischen Gesundheit. Eine gut und ausreichend finanzierte Kindergrundsicherung könnte die Teilhabe und das Recht der Kinder auf gesundes Aufwachsen stärken.

„Nur ein Beispiel: Adipositas tritt bei armen Kindern viel häufiger auf. Schlechte Ernährung und wenig Bewegung kann in armen Familien damit begegnet werden, dass das zur Verfügung stehende Geld für gesundes Essen und einen Sportverein ausreicht. Damit werden auch psychische Risiken durch Mobbing verringert.“ sagt dazu die Vorsitzende des bkj Dr. Inés Brock-Harder.

„Studien haben bestätigt, dass die allermeisten Eltern zusätzliches Geld in der Familienkasse für ihre Kinder ausgeben. Deshalb darf es nicht den Verdacht geben, das Geld käme nicht bei den Kindern an.“ betont Marion Schwarz, stellv. Vorsitzende des bkj. Allein der „Ruf nach Arbeit der Erziehenden“ um Kinderarmut zu verhindern oder abzubauen, ignoriert die Lebensverhältnisse der Kinder und vieler alleinerziehender Mütter, angefangen von fehlenden Betreuungsangeboten oder entsprechender Teilzeitjobs bis hin zu der immer noch niedrigen Bezahlung von Berufstätigkeit bei Frauen. Gerade erst hat der Gesundheitsminister Lauterbach bestätigt, dass die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie nicht ernst genug genommen worden sind.

Mit dem jetzt vorliegenden Modell einer vereinfachten aber eben nicht zuverlässig die Kinderarmut beseitigenden Reform des Kindergeldes und anderer Unterstützungsleistungen für Eltern mit geringem Einkommen werden die Lebensbedürfnisse der Generation der Heranwachsenden und ihrer Eltern wieder nicht in den Mittelpunkt des Regierungshandeln gestellt. Eine Kindergrundsicherung, die die vielen Kinder in Deutschland, die unter der Armutsquote leben müssen, wirklich nachhaltig hilft, haben alle Verbände und Wissenschaftler*innen gefordert – insbesondere als Investition in die Zukunft!

Für Rückfragen:

Frau Dr. Inés Brock-Harder, mobil 0049 (0) 170 36 32 36
Frau Marion Schwarz,         mobil 0049 (0) 171 26 01 90 3