Jugendhilfe ist vielerorts unterfinanziert
PM 11.04.2023 Jugendhilfe ist vielerorts unterfinanziert
Traumatisierte und hilfsbedürftige Kinder brauchen Unterstützung – der dramatische Tötungsdelikt an einem 10-jährigen Mädchen in Wunsiedel ist nur die Spitze des Eisberges.
Erst vor 14 Tagen hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Allgemeiner sozialer Dienst einen Kinderschutzgipfel von der Bundesregierung eingefordert und darauf hingewiesen, dass „das System der Kinder- und Jugendhilfe als kritische Infrastruktur kollabiert. Es kann seinen gesetzlichen Auftrag nicht mehr erfüllen.“
Überall klagen die Jugendämter und freien Träger der Jugendhilfe über Personalmangel, Überlastung
und zu geringe Mittel für die Pflichtleistungen der ambulanten und stationären Hilfen zur Erziehung.
Daher müsse oft an der Unterbringung in Jugendhilfeeinrichtungen gespart werden, obwohl es darauf
einen Rechtsanspruch gibt. Noch dramatischer wurden die präventiven Leistungen der Jugendhilfe
zusammengeschmolzen, vor allem in vielen finanzschwachen Kommunen. „Von gleichwertigen
Lebensverhältnissen für alle hilfsbedürftigen Kinder sind wir in Deutschland weit entfernt!“ sagt dazu
die Vorsitzende des bkj Dr. Inés Brock-Harder. „Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen und Kinder-
und Jugendlichenpsychotherapeut*innen können traumatisierten Kindern nicht mehr angemessen
helfen. Kinder, die vernachlässigt oder misshandelt worden sind, brauchen ein sicheres Umfeld,
Psychotherapie und verlässliche Bezugspersonen. Nur noch wenige Einrichtungen der stationären
Jugendhilfe können das bieten.“
Deshalb unterstützt der bkj die zentrale Forderung der BAG ASD: Die Sicherstellung einer
ausreichenden finanziellen Ausstattung der Kommunen und der Träger der öffentlichen Jugendhilfe um stabile und verlässliche Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Ebenso braucht es eine Fachkräfteoffensive, um die notwendige Qualität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
„Auch wenn wir die Umstände des Tötungsdeliktes in Wunsiedel noch nicht kennen, die
wissenschaftlich untersetzten Warnungen – wie von der BAG ASD und anderen Verbänden wie dem
bkj – über den seelischen Zustand vieler Kinder und Jugendlichen und die Unterversorgung in den
psychosozialen Handlungsfeldern, müssen endlich gehört werden und entsprechende
Handlungsstrategien nach sich ziehen.“ fordert wiederholt auch Dr. Inés Brock-Harder.
Überall in Deutschland braucht es mehr Investition in die Entwicklung und Stärkung aller aber
insbesondere der benachteiligten Kinder und Jugendlichen – in Schulen, in der Jugendhilfe und in der
psychotherapeutischen Versorgung.
Für Rückfragen: Dr. Inés Brock-Harder 0170 36 32 36 5