Interviews

Zulassung der Systemischen Therapie für Kinder und Jugendliche

Marion Schwarz im Gespräch mit unserem hessischen Mitglied Stuart Massey Skatulla, der vor kurzem seine systemische Qualifikation erworben hat.

 

Der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat nun auch die systemische Familientherapie für Kinder und Jugendliche als Richtlinienverfahren. Warum musste dies nach der bereits erfolgten Anerkennung für Erwachsene noch gesondert erfolgen?

Massey Skatulla:
Ja, der gemeinsame Bundesausschuss hat ja am 18. Januar diesen Jahres die Systemische Familientherapie für Kinder und Jugendliche als Richtlinienverfahren zugelassen. Warum die Anerkennung für die Erwachsenen zuerst beantragt wurde, lag daran, dass eine andere Studienlage vorlag. Es wurde damit gerechnet, dass wenn die Systemische Erwachsenenpsychotherapie zugelassene würde, dass es dann gute Aussicht gebe, dass dann auch die für Kinder und Jugendliche in die Versorgung reinkäme, so wie es jetzt auch geschehen ist.

 

Verändert sich aus deiner Sicht dadurch die Versorgungslage für psychisch kranke Kinder und Jugendliche?

Massey Skatulla:
Soweit ich jetzt erfahren habe, wird die Systemische Therapie ab Juli 2024 in die Versorgung kommen und dadurch eine breitere Arbeitsmöglichkeit für diejenigen, die auch diesen Titel haben. Das wird sich natürlich dann erst zeigen. Bei zahlreichen Störungen zeigen sich doch sehr gute Effekte und von daher werden wir das sehen.

 

Wie kann man als approbierte KJP in einem bisherigen Verfahren die zusätzliche Anerkennung als Systemischer KJP erlangen?

Massey Skatulla:
Das geht nur noch vereinzelt und ist in manchen Bundesländern über die Übergangsregelung geregelt. Ansonsten ist es jetzt mit der neuen Weiterbildungsordnung so, dass es eine curriculare Weiterbildung gibt. Diese muss dann an Systemischen Instituten absolviert werden, die durch die Kammern als Weiterbildungsstätte zertifiziert oder anerkannt sind.

Es gibt schon zahlreiche Institute, die auch schon die Approbationsausbildung durchführen, d.h. dass sie diese Angebote auch ermöglichen. Nicht alle der Systemischen Institute bieten das für Kinder und Jugendliche an, aber es gibt einen Systemischen Verbund und da kann man nachschauen, an welchen Instituten es gut möglich ist.

 

Wie sind die Bewilligungsschritte und Umfänge in der Systemischen Psychotherapie?

Massey Skatulla:
Soweit ich gehört habe, wird das erst einmal analog zu den anderen Richtlinienverfahren sein. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass die Gesamtleistung etwas weniger sein wird als jetzt bei Tiefenpsychologie, da ja sozusagen in einem anderen Setting gearbeitet wird. Die Abstände können ggf. höher sein.

Es wird mehr in Doppelstunden oder mit stärkerer Bezugnahme der Bezugspersonen gearbeitet. Daher ist es gut möglich, dass erst einmal das Kontigent insgesamt etwas niedriger ist. Ich habe von einer Zahl von 48 bei einer Langzeittherapie gehört.

 

Werden für die neu approbierte Systemische KJP neue Kassensitze ermöglicht?

Massey Skatulla:
Na ja, das ist halt wieder Sache der jeweiligen Zulassungsausschüsse.

Aber dadurch, dass natürlich keine Systemiker*innen vorrangig oder nur ganz wenige vorrangig auf Systemischen Sitzen sitzen, ist durchaus damit zu rechnen, wenn sich ein/e Systemiker/in gleichzeitig mit einer Kollegin/ einem Kollegen mit einem anderen Verfahren bewirbt und die auch ein Approbationsalter von über 5 Jahren haben, dass sie dann doch gute Aussichten haben, einen Systemischen Sitz zu bekommen.

Abschließend möchte ich sagen, dass definitiv insbesondere im Bereich von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapien durch den Zugang der Systemischen Therapieversorgung durchaus eine breitere Behandlungsmöglichkeit entstehen wird. Das wird sicherlich zum Vorteil der Kinder und Jugendlichen, die eine Behandlung brauchen, weil in dieser Arbeitsweise deutlich mehr das Umfeld mit einbezogen wird. Zahlreiche Forschungen haben gezeigt, dass eine gute Behandlung damit steht und fällt, inwiefern die Bezugsperson bzw. das Umfeld mit einbezogen und am Prozess beteiligt wird und damit auch in die Verantwortung gebracht wird.

 

Stuart Paul Massey-Skatulla ist Diplom-Pädagoge, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (TfP/ST), Gruppenpsychotherapeut, Systemischer Therapeut/Familientherapeut (DGSF),
Dozent, Supervisor und Selbsterfahrungsleiter.

 

Start

systemischer-verbund.de