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Corona und die Folgen – psychische Gesundheit massiv gefährdet!

Anlässlich der Folgen der Corona-Pandemie haben wir uns schon vor einigen Wochen an die Politik gewandt mit der Forderung nach einer besseren psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Unsere Praxen werden seit Wochen mit Anfragen überhäuft und wir können das nicht einfach so bedienen.

 

Folgender Text ging an den Gesundheitsausschuss des Bundestages (also an alle Fraktionen), an den Gesundheitsminister Spahn, an die (damalige) Familien Ministerin Giffey und an den Vorsitzenden der KBV.

 

„Es mehren sich Veröffentlichungen über zunehmende psychische Störungen als Folge der

Lockdowns. Krankenkassen vermelden eine Zunahme von Inanspruchnahme von

Psychotherapie und Psychotherapeuten berichten von einer deutlichen Steigerung der

Nachfrage.

 

Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche von den Maßnahmen des Lockdowns. Sie

sind durch die Schließung der Schulen und Freizeiteinrichtungen von ihren sozialen

Kontakten abgeschnitten, müssen den Schulstoff weitgehend eigenständig erarbeiten und

versinken zum Teil in Arbeitsaufträgen. Der sonst in ihrem Alltag dazugehörende Ausgleich

über das Treffen mit Freunden, über Sport oder andere Vereinsaktivitäten fehlt und

verschärft die psychosoziale Situation gravierend. Besonders hart trifft es Kinder aus

schwächeren Familien (etwa ökonomisch schlechter gestellten Familien oder Familien von

Alleinerziehenden). Eltern müssen den Spagat zwischen Homeschooling und Homeoffice

oder regulärer Arbeit hinbekommen. Vermehrte Konflikte mit überforderten Kindern oder

wegen unmäßigen Medienkonsums sind die Folge und drehen an der Spirale der

Überforderung und Überlastung.

 

Sonst zur Verfügung stehende Hilfsangebote sind durch die Pandemie weit zurückgefahren

worden, persönliche und aufsuchende Arbeit der entsprechenden Institutionen so gut wie gar

nicht mehr möglich. Sogar Selbsthilfegruppen u.a. wurden eingestellt oder auf Online-

Angebote umgestellt, die unter den gegebenen Umständen aber nicht alle von zu Hause aus

wahrnehmen können.

 

Psychisch labile Kinder und Jugendliche sind besonders betroffen, und es ist festzustellen,

dass es hierbei erneut zu Symptomverschärfungen kommt oder gar zu Rückfällen. Es ist zu

befürchten, dass die psychischen Folgen der Pandemie erst in der nächsten Zeit, bis weit

hinein in die kommenden Jahre, in ihrem ganzen Umfang erkennbar werden – aber schon

jetzt können wir niedergelassenen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten feststellen,

dass wir an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen. Es ist nicht nur eine Frage der Erreichbarkeit.

Die Einrichtung der Sprechstunde auch für Psychotherapeuten als ersten Zugangsweg

vermindert nicht die Notwendigkeit des Angebots einer baldigen Behandlung, also einen

Therapieplatz! Hier wird ein bereits vor der Krise bestehender Mangel lediglich verdeckt.

 

Mit großer Sorge sehen wir schon die nächsten Monate auf uns zukommen - ohne die

Möglichkeit zu haben, der Not der Kinder und Familien angemessen begegnen zu können.

 

Wir fordern:

 

eine begrenzte Aufhebung der Niederlassungsbeschränkung für KJP

oder alternativ eine Ausweitung der sog. ‚KJP-Quote‘ auf 30 %

und die Möglichkeit der Anstellung von KJP in unseren Praxen ohne Deckelung des

Budgets, so dass tatsächlich ein Mehr an zeitnaher Behandlung möglich wird

 

sowie eine deutliche Erhöhung der stationären Stellen für die derzeitig noch laufende

Ausbildung von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (P 1 und P2), damit

auch der Nachwuchs gesichert werden kann.“

 

Gerade gab es die Information aus Hessen, dass es dort die Möglichkeit geben soll, aufgrund der Pandemie Ermächtigungen auszusprechen für die Behandlung von Kinder- und Jugendlichen. Wir hoffen, dass auch andere KVen dem folgen werden.

 

Stellungnahme 1

Stellungnahme 2